Solidarische Ökonomie - Zugänge zu Staat und Öffentlichkeit

Workshop-Leitung: Florian Wukovitsch & Carla Weinzierl
Workshop-Unterstützung: Julia Knie 

 

 

Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit kleine Initiativen wachsen und zum Mainstream werden können? Welche Bedingungen müssen fürs Upscaling gegeben sein? Um das zu erfahren, benötigen wir eine Plattform, Austausch innerhalb der Initiativen und die Beteiligung der relevanten Teile der Zivilgesellschaft. Der Workshop war ein erster Schritt in diese Richtung. 

Den Workshop 2 'Solidarische Ökonomie - Zugang zu Staat und Öffentlichkeit' besuchte im Rahmen des Kongresswochenendes 'Gutes Leben für alle' eine relativ große Anzahl geladener Ressourcepersonen aus Forschung, sozialen Bewegungen, NGOs, Wohlfahrtseinrichtungen, Verbänden und sozialen Unternehmen, die den TeilnehmerInnen einen Einblick in ihre Aktivitäts- und Arbeitsfelder verschafften. Die 'Solidarökonomie' wurde im Rahmen des Workshops also breit gefasst. Unterschiedliche Bewegungen mit sozialer Agenda, die eine Umstrukturierung des Wirtschaftens im Sinne von Bedürfnisorientierung und Ressourcenschonung anstreben, sollten vernetzt werden. Seitens der VisionärInnen eines 'Guten Leben für alle' besteht die Hoffnung, dass durch Vernetzung und neue Kooperationsformen ein gemeinsames Sprachrohr für vergleichsweise heterogene Anliegen gefunden werden kann. 

Die Auswahl der Initiativen war zunächst vom europäischen Forschungsprojekt ImPRovE geleitet; darin werden soziale Innovationen zur Bekämpfung von Armut in europäischen Wohlfahrtssystemen untersucht. Im Sinne des Kongressthemas wurde diese Perspektive um den Aspekt des Nord-Süd-Dialogs und das Bemühen um eine Gemeinwohlorientierung der Ökonomie ergänzt. Mit dabei waren Philipp Hammer (bdv), Sepp Eisenriegler (R.U.S.Z.), Sabine Klapf und Stefan Grasgruber-Kerl (Südwind), Reinhard Millner (WU), Elisabeth Hammer (neunerhaus), Martin Mayr (Nyéleni) sowie Christian Felber (Gemeinwohlökonomie).

Nach einer kurzen Einleitung der Projekte wurden vier Kleingruppen gebildet, in denen sich die WorkshopteilnehmerInnen mit den Ressourcepersonen und untereinander austauschen konnten.

Im Vordergrund der Kleingruppen standen Fragen wie: Welche Barrieren zur Institutionalisierung von sozialen Innovationen gibt es? Wie könnten Rahmenbedingungen im Sinne der Initiativen verändert werden? Welche Art der öffentlichen Förderung benötigen die Initiativen? Zentral wurde auch die Frage behandelt, was das eigentliche Ziel des Wirtschaftens sein sollte. So wurden einige interessante Grundsätze diskutiert, wie z.B.  eine Zurückführung der Wirtschaft auf die aristotelische Definition, in der eine klare Verbindung zwischen Ökonomie und Gemeinwohl besteht. 

Die Idee von sozialer Innovation und Kooperation zwischen den Projekten spielte in dem Workshop eine übergeordnete Rolle. Das Thema gewinnt auch politische Relevanz auf EU Ebene, wie beispielsweise anhand des Mitte 2011 lancierten Projekts 'Social Innovation Europe' ersichtlich wird. Die Wiener Wirtschaftsagentur für Technologieförderung stellt derweil 20 Millionen Euro zur Verfügung um junge innovative Unternehmen zu stärken. 

Der Einblick in die Tätigkeitsfelder der geladenen Gäste war für die anwesenden TeilnehmerInnen, unter denen sich u.a. Studierende, AbsolventenInnen, Selbstständige und TrägerInnen von Sozialprojekten wie auch PolitikerInnen befanden, sehr informativ. Auf die Frage, wie man Kooperationen zwischen den Projekten stärken könnte, kamen Aspekte wie ein europaweites elektronisches Mapping solidarischer Unternehmen oder die Notwendigkeit eines Weiterdenkens der Transformation von demokratischen Strukturen auf. Gleichzeitig wurde über die Diversität in der Finanzierung nachgedacht, die dazu beitragen könnte, unterschiedliche Interessensgruppen besser zu vertreten, Unabhängigkeit zu wahren, und weitere soziale Innovationen zu generieren.

Nach der Kleingruppenarbeit wurde zu einem Podium geladen, auf dem sich Philipp Hammer (bdv), Diego Heatherman (Impact Hub Vienna), sowie Carla Weinzierl (ImPRovE) und Reinhard Millner (WU) über die Ergebnisse der Arbeitsgruppen austauschten und das gemeinsame Interesse an einer Institutionalisierung der vorgestellten Initiativen im Sinne eines 'Guten Lebens für alle' bestätigten. Für die Zukunft wäre es sicherlich interessant zu sehen, ob die Kommunikation zwischen den kleinen Initiativen nicht auch noch stärker nach einer Verknüpfung von physischer und virtueller Realität verlangt, um zusammen ein Sprachrohr zu formen.

 

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